Neue Doppelspitze bei Hansa Mare

ON BOARD im Gespräch mit der Geschäftsführung

Thorsten Mackenthun und Dr. Andreas Opatz, Geschäftsführer der Hansa Mare Reederei

 

Mit Thorsten Mackenthun (Jahrgang 1959) bildet Dr. Andreas Opatz (Jahrgang 1963) nunmehr die Geschäftsführung der Hansa Mare Reederei. Thorsten Mackenthun ist bereits seit 14 Jahren für die Reederei tätig, davon über sieben Jahre als Mitglied der Geschäftsführung.
Am 1. April 2008 ist Dr. Andreas Opatz, der die leitenden Geschäfte von Herrn Dr. Meier-Hedde übernommen hat, zum Geschäftsführer der Hansa Mare Reederei bestellt worden. ON BOARD sprach mit der neuen Doppelspitze.

ON BOARD:

Herr Mackenthun, Herr Dr. Opatz, seit zwei Monaten leiten Sie gemeinsam die Geschäfte der Hansa Mare Reederei. Wie gestaltet sich die bisherige Zusammenarbeit?

Thorsten Mackenthun:

Sehr gut, wir kannten uns ja bereits von einigen Schifffahrts-Veranstaltungen. Unsere Zusammenarbeit innerhalb der Geschäftsführung gestaltet sich in der Form, dass unsere Aufgabenbereiche zwar ineinander übergreifen, aber wie allgemein üblich haben wir die Verantwortungsbereiche den Personen direkt zugeordnet: Herr Dr. Opatz trägt die Verantwortung für Schiffsbetrieb, technische Inspektion, Crewing, Versicherungen sowie Finance & Controlling. Die Befrachtung, Chartermärkte, Kapitalmarktbetreuung und Unternehmenskommunikation obliegen meiner Verantwortung.

Dr. Andreas Opatz:

Wir stehen in regelmäßigem Austausch. Über die Tagesthemen hinaus gibt es einen wöchentlichen „Jour fixe“, um Informationen auszutauschen, die Arbeit der einzelnen Abteilungen abzustimmen und unsere nächsten Schritte zu planen. Die Zusammenarbeit ist sehr intensiv und konstruktiv.

OB:

Die Befrachtung und Bereederung der Containerschiffe sind das Kerngeschäft der Hansa Mare Reederei. Hier wachsen die Anforderungen stetig. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung dieser Bereiche?

T. M.:

Befrachtung und Bereederung sind eng miteinander verknüpft. Den Befrachtern kommt es ausschließlich auf die Performance der Schiffe an, d. h. konkret: Die Einhaltung des Fahrplans und die Vermeidung von „off hire“-Zeiten! Daraus folgt ein logischer Regelkreis: Performen die Schiffe, ist der Charterer zufrieden und die Chance auf Verlängerung des Chartervertrags gegeben.

A. O.:

Eine gute Performance setzt allerdings eine ständige, zuverlässige und vorausschauend geplante Instandhaltung der Schiffe voraus. Schiffe sind technische Gebrauchsgüter, die 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr funktionieren müssen. Es gilt, diesem Ideal so nahe wie möglich zu kommen. Die Hansa Mare-Flotte erzielt bisher eine gute bis überdurchschnittliche Performance.

T. M.:

Hinzu kommt, dass die Zusammenschlüsse auf Seiten der Charterer zukünftig tendenziell mehr und dadurch die Anzahl der Charterer weniger werden. Eine langfristige Performance der Schiffe, der ständige Kontakt zum Charterer und eine Transparenz in der Informationspolitik sind die Basis für eine vertrauensvolle Kooperation, besonders in Zeiten schwächerer Marktentwicklung. Dann entscheidet nicht nur der Preis, sondern auch, wie dick oder dünn der „File“ (Ordner) zwischen Reederei und Charterer ist: Je dünner, desto weniger Probleme und folglich eine bessere Chance zur Verlängerung der Beschäftigung. Die Befrachtung ist seit vielen Jahren nicht nur ein „Abschlussgeschäft“, sondern insbesondere hat der Reeder auch die Aufgabe, seinen Kunden, den Linienreedern, Problemlösungen anzubieten. Ein sehr komplexer und vielseitiger Bereich, der, wenn man ihn professionell betreibt, mehr als „Spezialis­ten­tum“ erfordert. Es geht um technische und wirtschaftliche Konzeption, um Finanzierung, um Umweltbestimmungen etc. Das ist eigentlich schon das Stichwort für die Bereederung – wie gesagt: Es greift ineinander über.

OB:

Herr Dr. Opatz, verschärfte Umweltbestimmungen und Sicherheitsmaßnahmen beschäftigen die Seeschifffahrtsorganisationen intensiv. Welchen Herausforderungen hat sich die Reederei bereits gestellt und muss sie sich in Zukunft stellen?

A. O.:

Im Bereich Umweltschutz befinden wir uns bereits im Veränderungsprozess. Auf einer Sitzung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) sind Anfang April 2008 einstimmig weit reichende Beschlüsse zur Senkung der Emissionen von Schiffsmaschinen gefasst worden. Insbesondere die Schwefelemissionen (SOx) und die Emissionen von Stickoxiden (NOx) sollen nach einem festgelegten Zeitplan stärker eingedämmt werden. Weiterhin ist beschlossen worden, dass bis Ende 2009 eine Regelung zur Reduktion von Treibhausgasen (CO2) gefunden werden soll.

Ein wichtiger Schritt ist die Überarbeitung der Anlage VI zur Internationalen Marpol-Konvention (am 19. Mai 2005 in Kraft getreten), die strenge Begrenzungen zum Schwefelgehalt in Treibstoffen vorsieht. Wir haben uns bereits diesen erhöhten Anforderungen gestellt. Die Containerschiffe der Hansa Mare-Flotte sind technisch so ausgestattet, dass ein Umschalten auf spezielles, niedriges TBN-Öl beim Fahren von schwefelarmem Brennstoff unter 1,1% Schwefelanteil möglich ist. Damit können die Hansa Mare-Schiffe weltweit ohne Einschränkungen eingesetzt werden – auch im Hinblick auf die zu erwartende Einführung der ECA (Emission Control Area)-Gebiete. Alle Schiffe der Hansa Mare-Flotte sind nach MARPOL Annex IV und VI (Verschmutzung durch Abwasser und Abgase) zertifiziert.

OB:

Wie werden die Besatzungen auf die neuen Herausforderungen vorbereitet? Welche Qualifizierungsmaßnahmen bietet die Hansa Mare Reederei?

A. O.:

Die Schifffahrt hat aktuell großen Bedarf an nautischen Nachwuchskräften. Der Fachbereich Nautik an der Hochschule Bremen bietet den Studiengang „Wirtschaftsingenieur für Seeverkehr (Nautik)“ an, der zwei Praxissemester beinhaltet. Entsprechend benötigte Praktikumsplätze werden den Studenten bzw. Kadetten in diesem Zusammenhang auf allen Containerschiffen der Hansa Mare Reederei zur Verfügung gestellt.

T. M.:

Zusätzlich zu nationalen Ini­tiativen für die Nachwuchsaus­bil-dung finanzieren die Reedereimitglieder des Bremer Rhedervereins – und somit auch Hansa Mare – für fünf Jahre eine Stiftungsprofessur. Dieses Engagement ermöglicht der Hochschule Bremen eine Kapazitätsausweitung im Fachbereich Nautik von bislang 67 auf nunmehr 107 Erstsemesterplätze pro Jahr. (Anmerkung der Redaktion: Herr Mackenthun ist seit Juli 2007 Vorsitzer des Bremer Rhedervereins)

A.O.:

Für unsere nautischen Führungskräfte führt die Hansa Mare Reederei regelmäßig ein Senior Officers’ Training Seminar (SOTS) durch. Dieses fand erst kürzlich am 20. und 21. Mai in Bremen statt mit den Schwerpunkten „Navigation bei widrigen Wetterverhältnissen“ und „Maritime Sicherheit und Umwelt-Management“. Darüber hinaus wurden Themen und Neuheiten aus der Landorganisation behandelt.

OB:

Welche Veränderungen kommen auf die internationale Schifffahrt und die Hansa Mare Reederei in den nächsten Jahren zu?

T. M.:

Die Schifffahrt war schon immer dynamisch. Die Einführung des Containers vor über 50 Jahren hat den Welthandel revolutioniert und war damit Motor der Weltwirtschaft. Zukünftig wird es um neue Fahrplan- und Infrastrukturkonzepte für die Super-Post-Panmax-Schiffe gehen, um zusätzliche umweltschonende Maßnahmen wie Emissionsreduzierung, auch wenn die Schifffahrt, bezogen auf Transportmengen, heute schon das ökonomischste und ökologischste Transportmedium ist.

A. O.:

Die wachsende Flotte erfordert ganz neue Qualifikationskonzepte, denn neue Motorentechnologien erfordern High-Tech-Wissen. Neue Personalmärkte müssen erschlossen und umfassend ausgebildet werden. Hier kann sich die Schifffahrt sehr an der Luftfahrt mit mehrfachen Simulatortrainings im Jahr orientieren. Exakte Maintenance-Programme zur kostenbewussten Steuerung sind zu optimieren im Hinblick auf Kosten, Verfügbarkeit und Verschleiß. Es geht also weiter voran und es gibt viel zu tun.

OB:

Meine Herren, vielen Dank für Ihre Zeit und das aufschlussreiche Gespräch.

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